Nach 60 nervenaufreibenden und am Ende an Spannung kaum mehr zu überbietenden Spielminuten stand ein 27:27-Unentschieden auf der Anzeigetafel. In der ersten Hälfte kamen die Kirchzeller überhaupt nicht auf Touren und wurden vom Gegner überrollt. Nach dem Wechsel war es der Gastgeber, der das Spiel im Miltenberger Hexenkessel bestimmte und einen Acht-Tore-Rückstand in ein Remis umdrehte und somit noch immer ungeschlagen ist.
Die Kirchzeller wussten, dass – trotz des Doppelspieltages des Gegners – ein schwerer Brocken auf sie zukommen würde. Am vergangenen Samstag gewannen die Gäste daheim gegen Oftersheim/Schwetzingen mit 31:30 und im ersten Spiel gegen Bayreuth hatte Lippe ein Unentschieden erkämpft.
Die Stimmung in der Miltenberger Halle war von Beginn an sehr gut, doch das interessierte das Team HandbALL nicht. Auch nicht, dass sie ohne ihren verletzten und sehr starken Kreisläufer Thore Oetjen antreten mussten. Sie spielten unglaublich selbstbewusst auf und agierten abgezockt.
Zwar gehörte das erste Tor nach wenigen Sekunden dem TVK. Danach drückten die Gäste aufs Gaspedal und übernahmen mit 3:1 die Führung. Schon hier war zu sehen, dass die Mannschaft von Trainer Matthias Struck einen unglaublich schnellen Handball spielte. Zwar waren die Kirchzeller beim 5:5 (9. Minute) noch einmal dabei. Danach war die zweite Mannschaft des Erstligisten Lemgo spielbestimmend. Sie machte Kirchzell das Leben richtig schwer, störte die Kirchzeller Angriffe früh und ließ den Hausherren keine Chance, sich in der Abwehr zu sortieren. Egal, wer auf dem Feld stand, wenn sich die Gelegenheit bot, wurde eingenetzt. Die Gastgeber hingegen mussten sich jedes Tor hart erkämpfen. So ging es mit einem 12:19-Rückstand in die Pause.
In der zweiten Hälfte ging es zunächst so weiter (12:20). Thomas Houtepen dirigierte seine Nebenspieler sehr gut und diese ließen nicht locker, standen mit Geislers und Herz gut in der Abwehr. Hansen, Blaauw und Co. droschen den Ball aus allen Lagen aufs Tor. Lippes Torhüter Goldbecker war ein sicherer Rückhalt. Aber der Gegner sollte nie die Rechnung ohne den TVK machen. Die Kirchzeller wechselten ihren Torhüter, kämpften sich mit viel Leidenschaft ins Spiel zurück und beim 20:24 (42. Minute) sah es schon viel besser aus. In der 47. Minute hieß es 23:26. Das Tempospiel wurde unterbunden und der Gast wackelte. Beim 25:27 wenig später verstand man sein eigenes Wort nicht mehr in der Halle – es war richtig Dampf auf dem Kessel.
Als Tom Spieß mit einem tollen Tor das 26:27 (55. Minute) erzielte, wurde der Gast richtig nervös. Die letzten Minuten waren an Spannung nicht mehr zu überbieten. Beide Mannschaften legten sich noch einmal richtig ins Zeug, doch der TVK hatte nun den größeren Siegeswillen. Tim Häufglöckner war es, der per Siebenmeter den Ausgleich erzielte. In Minute 59.55 nahm der TVK die Auszeit, brachte den siebten Feldspieler. Doch es passierte nichts mehr, es blieb bei Unentschieden. TVK-Trainer Alex Hauptmann nach dem Spiel: „Was unsere Mannschaft in Halbzeit zwei gespielt hat, war Wahnsinn!“
TV Kirchzell: Jörg, Löffelmann; Osifo 3, Ihmer, Spieß 8/3, David 5, Schnellbacher 1, Häufglöckner 5/3, Klenk 4, Soloviov, Blank 1, Kohlstrung, Polixenidis, Meyer-Ricks.